Potenzial der Technologie des Inline-Induktionsschmelzens von mineralischen Rohstoffen bei Recycling von staub-, pulver- und schlammartigen Abfällen

 

Autoren: Katharina Grass, Victor Bartashov

IB Engineering GmbH

Datum der Veröffentlichung: 12.09.2021

 

 

Einführung: Problembeschreibung und Lösungsmöglichkeiten

 

Unternehmen verschiedener Branchen stehen bei Recycling von staub-, pulver- und schwammartigen Abfällen vor den gleichen Problemen:

         Hohe Kosten für Transport und Deponie,

         Strenge Umweltstandards bei Abfallentsorgung und - als Folge - die Unmöglichkeit der Entsorgung der Abfälle in ursprünglicher Form,

         Entgangener Gewinn durch die aus Abfall rückgewonnene Metalle.

Die Beispiele für solche Branchen sind:

         Recycling von zinkhaltigen Filterstäuben der Stahlindustrie,

         Recycling von Lithium-Ionen-Batterien,

         Recycling von Schlämmen aus kommunalen Kläranlagen,

         Recycling von Flugasche aus Müllverbrennungsanlagen.

Die Liste könnte fortgesetzt werden.

In einigen Fällen liegt die Problemlösung in Komprimierung (Reduktion des Abfallvolumens) und in der Einhaltung von Umweltstandards für die Entsorgung. In anderen Fällen besteht auch eine Möglichkeit, durch Rückgewinnung von wertvollen Metallen einen zusätzlichen Gewinn zu erzielen.

 

1.      Verglasung / Inertisierung (IBEwi)

 

In den Fällen, bei denen die Rückgewinnung bestimmter Stoffe wirtschaftlich nicht gerechtfertigt ist, kann die Umwandlung in ein optimales Entsorgungsprodukt durch Verglasungsverfahren sich lohnen, wenn an die Entsorgung von Abfällen strenge Umweltauflagen gestellt werden. Die Verglasung / Inertisierung ist eine Methode zur Immobilisierung toxischer Substanzen (z. B. Schwermetalle) durch deren Einschluss in eine stabile Matrix (z. B. in eine Silikatmatrix). Durch Verglasung wird das Auslaugen schädlicher Bestandteile im Laufe der Zeit ausgeschlossen.

Betrachten wir ein Beispiel für die Immobilisierung von Schadstoffen durch Verglasung von Flugaschen aus der Abfallverbrennung.

Bei der Verbrennung von Abfällen in Verbrennungsanlagen entsteht Flugasche, die eine große Menge gefährlicher chemischer Verbindungen, darunter Schwermetalle, enthält. Einige Schwermetalle sind bei höheren Temperaturen flüchtig (z. B. Hg, Cd, Pb). Aufgrund der Flüchtigkeit reichern sich diese Metalle in Form von wasserlöslichen Salzen an den Flugaschen an. Deponierung von diesen Aschen ohne Vorbehandlung würde zu Boden- und Grundwasserverunreinigungen führen. Die weit verbreitete Methode, Flugasche vor der Entsorgung zu zementieren, reduziert die sofortige Freisetzung von Schwermetallen und anderen toxischen Stoffen in den Boden, verhindert jedoch nicht vollständig, dass diese durch allmähliche Auslaugung in die Umwelt gelangen. Auf Dauer ist Zement kein zuverlässiges Material, um gefährliche Chemikalien und Schwermetalle zu binden. Das Verglasungsverfahren ist nicht nur ein sicheres Verfahren, um das Auslaugen toxischer Stoffe zu verhindern, sondern auch eine Methode, um das Abfallvolumen deutlich zu reduzieren. Dadurch benötigen die Abfälle wesentlich weniger Deponiefläche. Dementsprechend verringern sich die Deponiekosten.

Unser patentiertes Verglasungsprozess IBEwi läuft in folgender Reihenfolge ab (am Beispiel von Flugasche):

Die Flugasche wird zunächst in einem Inline-Induktionsschmelzofen geschmolzen. Das Schmelzen ist sowohl in reiner Form als auch unter Zusatz glasbildender Komponenten wie Sand, Soda u.a. möglich. Die aus dem Schmelzofen austretende Schmelze wird einer Trockengranulation unterzogen. Das resultierende verglaste Produkt (Granulat) ist chemisch stabil und schließt das Auslaugen von Schwermetallen aus.

Die Erzeugung eines glasartigen Produkts (Granulats) ist in einigen Fällen allein zum Zwecke der Reduzierung des Abfallvolumens wirtschaftlich gerechtfertigt. Ein Beispiel hierfür sind Betriebe, die andauernd Mineralwolleprodukte verwenden, jedoch selbst keine Hersteller von Mineralwolle sind (z. B. Verwendung von Mineralwolle-Substrat für Hydroponik-Systeme). Nach der Verarbeitung von Mineralwolleabfällen zu Granulat wird das Abfallvolumen um das 100-fache reduziert. Die Entsorgungskosten senken dadurch erheblich.

 

2.      Rückgewinnung wertvoller Metalle

 

2.1.  Wann es sich lohnt

 

Theoretisch ist eine Rückgewinnung der Metalle aus meisten metallhaltigen Abfällen möglich. Zum Beispiel, aus der Flugasche bei der Müllverbrennung (s. Beispiel oben) ist es grundsätzlich möglich, Metalle zu gewinnen. Jedoch stellen die Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit dieses Verfahrens ein wesentliches Kriterium für die Durchführung dieses Prozesses dar. So ist es im betrachteten Fall aufgrund der sich ständig ändernden Zusammensetzung der verbrannten Abfälle nicht sinnvoll, Metalle aus der Flugasche zu gewinnen. 

Bei bekannter Zusammensetzung der Abfälle kann die Gewinnung von Metallen von Vorteil sein, wenn die Preise für diese chemischen Elemente hoch sind. Viele chemische Elemente kommen in begrenzten Mengen in der Natur vor, sodass ihre Preise in der Zukunft sogar bei stabiler Nachfrage weiter steigen werden. Ein Preiswachstum ist auch aufgrund der steigenden Nachfrage nach einem bestimmten Rohstoff im Zusammenhang mit der Entwicklung eines bestimmten Industriesektors möglich. So steigen beispielsweise die Nickelpreise aufgrund der verstärken Nachfrage nach diesem Metall infolge steigender Produktion von Lithium-Ionen-Batterien [1].

 

Abb. 1: Nachfrage nach Nickel, t/Jahr

Quelle: Buchert M., Sutter J.: Stand und Perspektiven des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien aus der Elektromobilität

 

Ähnliche Trends werden bei Lithium und Kobalt beobachtet. Die folgenden Grafiken zeigen die prognostizierte Nachfrage nach Kobalt- und Lithium-Rohstoffen bis 2050.

Abb. 2: Nachfrage nach Kobalt, t/Jahr

Quelle: Buchert M., Sutter J.: Stand und Perspektiven des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien aus der Elektromobilität

 

Abb. 3: Nachfrage nach Lithium, t/Jahr

Quelle: Buchert M., Sutter J.: Stand und Perspektiven des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien aus der Elektromobilität

 

Ein weiteres Metall, dessen Preise zuletzt kontinuierlich gestiegen sind, ist Zink. Die Zinkreserven sanken 2020 auf den niedrigsten Stand der letzten 11 Jahre. Im Jahr 2013 erreichten die Reserven dieses wertvollen Metalls an der LME[1] 1,2 Millionen Tonnen. Danach sanken sie nach und nach im 1. Quartal 2021 auf 256 Tausend Tonnen [2].

 

2.2.  Prozess der Rückgewinnung von Metallen von IB Engineering (IBEmr)

 

Das Prinzip der IBE-Technologie, verwendete bei der Rückgewinnung der Metalle aus metallhaltigen staub- und schlammartigen Abfällen, ist im Allgemeinen gleich und umfasst:

·         Hochtemperaturschmelzen von Abfällen in einem Inline-Induktionsschmelzofen,

·         Trennung der flüssigen Metallphase von der Phase der Mineralschmelze,

·         Verdampfung von Metallen, gefolgt von schneller Abkühlung, Kondensation und Auffangen von den rückgewonnenen Elementen im Filter (Abb. 4).

 

1. Mineralschmelze àSchlacke   2. Flüssige Metallphase   3. Metallhaltiges Filtrat.

Abb. 4: IBEmr: Der technologische Prozess der Rückgewinnung von Metallen aus metallhaltigen Abfällen

 

Die schadstofffreie Restschlacke können beispielsweise im Straßenbau verwendet werden, und aus den rückgewonnenen Metallen wird Gewinn erwirtschaftet.

 

2.3.  Beispiele für Rückgewinnung von Metallen aus den Rückständen der Industrieprozesse

 

Nachfolgend sind einige Anwendungsbeispiele beschrieben, in denen wertvolle Metalle aus den Industrieabfällen (bzw. Rückständen der Industrieprozessen) rückgewonnen werden können.

 

Rückgewinnung von Zink aus den zinkhaltigen Filterstäuben der Stahlproduktion

Etwa 30% der weltweiten Stahlproduktion erfolgte durch Einschmelzen von Stahlschrott im Lichtbogenofen (Electric Arc Furnace – EAF). Pro Tonne eingeschmolzenem Schrott fallen 15 - 22 kg Staub an, die mit den dafür vorgesehenen Filtern aufgefangen werden. Somit fallen jährlich etwa 8,5 Millionen Tonnen EAF-Filterstaub an, in denen 1,7 Millionen Tonnen Zink enthalten sind. Von diesen Filterstäuben werden global nur etwa 45% recycelt und der Rest in Deponien verbracht [3].

Eine der gegenwärtig gebräuchlichsten Verfahren zur Aufbereitung von EAF-Stäuben ist das Wälzverfahren (metallurgisches Verfahren in einem Drehrohrofen). Die Nachteile des Wälzverfahrens: Pelletieren unter Verbrauch von Schlackebildnern, hoher Brennstoffverbrauch, Schwierigkeiten bei Temperaturregelung, der Zn-Gehalt im Staub muss mindestens 20% betragen, auch das Eisen und bis zu 5% Zink gehen mit der Schlacke verloren.

IB Engineering bietet eine innovative technologische Lösung, die dem o.g. Prinzip (Abbildung 4) entspricht:

Zunächst wird der metallurgische Filterstaub in einem IBE-Induktionsschmelzofen unter Zugabe eines Reduktionsmittels (z. B Kohlenstoff, in Form von gebrochenem Koks) erhitzt. Das reduzierte dampfförmige Zink (bei einer Ofentemperatur >950°C) wird durch die Oxidations- und Kühlzonen geleitet und als Oxid im Filter aufgefangen.

Die Schlacke wird in einem dafür vorgesehenen Behälter gesammelt und kann problemlos entsorgt oder verwendet werden (z. B im Straßenbau). Die rückgewonnenen Metalle in flüssiger Form werden durch eine andere Öffnung ausgetragen und können dem Stahlerzeugungsprozess wieder zugeführt werden.

 

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

Einerseits birgt die Lagerung und Entsorgung gebrauchter Lithium-Ionen Elektrofahrzeugbatterien ein hohes Risiko der Umweltbelastung und eine potenzielle Gefährdung des Menschenlebens in sich, indem die toxischen Elemente und Gase freigesetzt werden.

Andererseits stellen Lithium-Ionen-Akkus durch sinnvollem Recyclingprozess einen wertvollen Rohstoff dar. So enthält beispielsweise eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 50 kW*h, geeignet für eine Reichweite von 250 bis 300 Kilometer etwa 10 kg Mangan, 11 kg Kobalt, 32 kg Nickel und etwas mehr als 6 kg von Lithium [4].

Derzeit rentiert sich die Rückgewinnung von Metallen aus Lithiumbatterien nicht für alle enthaltenen Metalle. Lithium ist beispielsweise wirtschaftlich nicht recycelbar. Es ist möglich, es aus alten Lithium-Ionen-Batterien zu gewinnen, um Rohstoffe zu sparen, aber heute ist es unwirtschaftlich [5]. Laut Expertenprognosen wird die Nachfrage nach Lithium in naher Zukunft steigen und im Jahr 2050 bereits mehr als 1.000.000 Tonnen pro Jahr betragen (siehe Abb. 3). Der Grund dafür ist das künftige Produktionswachstum von Elektrofahrzeugen.

Das im Diagramm (Abb. 4) dargestellte und oben beschriebene Verfahrensprinzip ist auch bei Recycling von Lithium-Ionen-Batterien mit Rückgewinnung von Wertmetallen anwendbar.

In diesem Fall laufen vor der pyrometallurgischen Aufbereitung der Batterie die Vorstufen der Entladung, Demontage, mechanisches Mahlen und Fraktionstrennung ab.

 

3.      Potenzial des Inline-Induktionsschmelzens im Recycling von staub- und staubförmigen Abfällen

 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass eine der wichtigsten Komponenten des IBE-Technologiezyklus das Induktionsschmelzen ist. Das gilt sowohl für die Verglasung von Abfällen als auch für den komplexeren Prozess der Rückgewinnung von Wertmetallen aus den Abfällen.

Das Schmelzen der Abfälle im IBE-Technologiezyklus erfolgt in einem speziell konstruierten und patentierten Induktionsofen.

Vorteile des Schmelzens im IBE Inline-Induktionsofen:

·         Arbeitstemperatur bis 2500°C,

·         Inline-Prozess, d.h. kontinuierliche Bewegung der Ladung im Durchgangstunnel vom Ausgansstoff bis zum fertigen Produkt,

·         die Fähigkeit, unterschiedlichste Materialfraktionen aufzuschmelzen (von 0 bis 10 mm),

·         die Möglichkeit, drei Phasen zu erhalten: zwei flüssige Phasen (eine metallische und eine mineralische Phase/Schlacke) sowie eine gasförmige Phase, die nach der Kondensation in Filtern aufgefangen wird.

Darüber hinaus zeichnet sich der IBE Inline-Induktionsofen durch folgende Eigenschaften und Fähigkeiten aus:

·         Wirkungsgrad > 90%,

·         gleichmäßige Temperatur der Schmelze,

·         Flexibilität (schnelles Ein- und Ausschalten),

·         vollständige Automatisierung des Schmelzprozesses; Temperaturkontrolle,

·         hohe Sicherheit und komfortable Arbeitsbedingungen für das Personal,

·         keine CO2-Emissionen.

Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website https://www.ibe.at/de/ sowie kontaktieren Sie uns direkt.

 

Literaturverzeichnis:

[1] https://www.metalinfo.ru/ru/news/122016

[2]https://www.metalinfo.ru/ru/news/126391

[3] Curtis S.: Sustainability in Action: Recovery of Zink from EAF Dust in the Steel Industry, 2015 Intergalva Conference, Liverpool, England, 9th June 2015,

http://www.icz.org.br/upfiles/arquivos/apresentacoes/intergalva-2015/5-2-Stewart.pdf

 [4] https://www.jubatec.eu/recycling-von-lithium-ionen-akkus/ 

[5] https://futurezone.at/science/so-aufwendig-werden-alte-lithium-ionen-akkus-recycelt/401131764

[6] https://nachrichten.idw-online.de/2019/03/29/neues-verfahren-zur-zerstoerungsfreien-rueckgewinnung-von-kathodenmaterial-aus-lithium-ionen-batterien/

 

 

 



[1] LME - The London Metal Exchange: Londoner Metallbörse.