Recycling von Mineralwolleabfällen
Autoren: Katharina Grass, Victor Bartashov, Jürgen
Sucker
IB
Engineering GmbH
Datum der Veröffentlichung: 29.03.2021
Die
Zunahme des Volumens von Mineralwolleabfällen und die Notwendigkeit ihres
Recyclings gehören zu den wichtigen Themen in der Herstellung und Verwendung
von Mineralwollprodukten. Laut Experten [1] hinterlässt allein der Bau- und
Abbruchsektor der EU mehr als 2,5 Millionen Tonnen von Mineralwolleabfällen
jährlich.
Die Abfälle aus der Mineralwolle-Herstellung betragen in Europa 20 bis 60% der Produktion. In der Praxis bedeutet dies 160.000 bis 480.000 Tonnen Abfälle in der EU aus 40 Produktionslinien bei einer durchschnittlichen jährlichen Produktion von 20.000 Tonnen pro Linie [2]. Angesichts der Tatsache, dass die Wachstumsrate der Industrieproduktion von Jahr zu Jahr zunimmt, wächst das Volumen der gelagerten Abfälle ständig. Im Durchschnitt werden 8–10% des Wertes der hergestellten Produkte für die Entsorgung von Industrieabfällen ausgegeben. Aus diesem Grund ist das Abfallrecycling von größter Bedeutung [3].
1. Arten und Quellen von Mineralwolleabfällen
Als
Hauptquellen von Mineralwollabfällen können folgende Branchen genannt werden:
Die
Abfälle bei der Herstellung von Dämmstoffen aus Mineralwolle entstehen in
verschiedenen Phasen des Produktionsprozesses:
Abb. 1: Arten und
Quellen von Mineralwolleabfällen
Darüber
hinaus wird Mineralwolle in der Europäischen Union gemäß der Richtlinie
97/69/EG nach dem Gefahrengrad der Kanzerogenität in „alte“ und „neu“
Mineralwolle eingeteilt. Dies betrifft in erster Linie die Wiederverwendung von
gebrauchten Produkten aus Mineralwolle (Bausektor, technische Isolierung u.a.)
im Produktionszyklus.
Seit 2000 ist die Herstellung und Verwendung von biopersistenten künstlichen Mineralfasern in der Europäischen Union verboten. Für die „alte“ Mineralwolle, die vor 2000 hergestellt wurde, gelten strengere Entsorgungsvorschriften als für Abfälle „neuer“ Mineralwolle. Aufgrund ihrer kanzerogenen Wirkung kann die „alte“ Mineralwolle nicht für die Herstellung von neuen Produkten wiederverwendet werden.
2. Umgang mit Mineralwolleabfällen
In der heutigen Praxis im Umgang mit Mineralwollabfällen können drei Hauptrichtungen genannt werden: Deponierung, Recycling in Mineralwollindustrie sowie Verwertung in anderen Industriezweigen.
Abb. 2: Hauptrichtungen im Umgang mit Mineralwollabfällen
2.1. Abfalldeponie
Abfalldeponie ist der einfachste Weg in der Praxis des Umgangs mit Mineralwollabfällen, der allerdings eine Reihe von Nachteilen aufweist. Für die Hersteller von Mineralwollprodukten drucken sich diese Nachteile, einerseits, im Verlust wertvoller Rohstoffe aus, aus denen ein neues, gewinnbringendes Produkt hergestellt werden kann (siehe Abb. 3).
Abb.
3: Materialverluste durch
Abfälle bei Herstellung von Mineralwolle-Dämmstoffen
Andererseits, aus
dem Verzicht auf Recycling ergeben sich zusätzliche hohe Kosten für Entsorgung
und Transport. Die
Gebühren für die Entsorgung von Mineralwollabfällen in den letzten Jahren in
einigen Ländern erheblich gestiegen. So lag beispielsweise vor einigen Jahren
in Deutschland die Gebühr für Abfalldeponie zwischen 40 und 50 Euro pro Tonne.
Derzeit beträgt die Annahmegebühr bei deutschen Deponien im Durchschnitt 225
Euro pro Tonne [4].
Außerdem führt
der irrationale Umgang mit nicht erneuerbaren, leicht verfügbaren natürlichen
Ressourcen (Basalt, Dolomit usw.) zu deren schnellen Erschöpfung sowie zur
Ansammlung größerer Abfallmengen. Die Ansammlung von
Abfällen wirkt wiederum negativ auf die Umwelt ein, indem sie den Boden und
Gewässer verunreinigen und freie Landflächen belegen.
Es ist zu beachten, dass die Deponie von Mineralwollabfällen aufgrund ihres großen Volumens, geringer Schüttdichte, hoher Elastizität, schlechter Kompressibilität und folglich ihrer mangelnden Stabilität auf der Deponie technisch schwierig ist [5].
2.2. Möglichkeiten der Verwertung in anderen Industriezweigen
Bei
der Entscheidung über die Entsorgung der "alten" Mineralwolle wurden
zahlreiche Versuche unternommen, um diese in anderen Industriezweigen zu
verwerten. Bestehende
Forschungen zu diesem Thema legen Wert auf die Anwendungen, bei denen
potenziell krebserregende Fasern zerstört oder festgebunden werden.
Beispielsweise sind wissenschaftliche Studien zur Verwertung von
Mineralwollabfällen in folgenden Industriezweigen bekannt:
Die Schwierigkeiten bei der Implementierung dieser Forschungen in der Praxis liegen vor allem darin, dass bewährte Technologien und die erforderliche Gerätetechnik fehlen. Außerdem ist das Abfallmanagementsystem, einschließlich der Organisation der Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Abfällen, unvollkommen.
2.3. Recycling in Mineralwolleindustrie
Aus
der Sicht der Kreislaufwirtschaft stellt die Rückführung von Abfällen in die Mineralwolleproduktion die beste Lösung dar und
befindet sich in der Abfallbewirtschaftungshierarchie an zweiter Stelle nach
Abfallvermeidung [17]. Durch das
Wiedereinschmelzen von Mineralwolleabfällen werden
gefährdungsrelevante Charakteristika wie Morphologie und Chemie im Schmelz- und
Erstarrungsprozess modifiziert [18]. Außerdem reduziert sich der Energieverbrauch
für das Schmelzen durch das Ersetzen von
Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe und macht somit den Prozess
wirtschaftlicher.
Eine
der Schwierigkeiten beim Recycling von Meneralwolleabfällen
besteht aufgrund der großen Menge von kleinen Abfällen wie Staub oder
"Perlen". Bei der Standardtechnologie mit einem Kupolofen werden
normalerweise Klumpenrohstoffe mit einer Größe von
ca. 100 mm verwendet. Das Zuführen von
einer großen Menge kleiner Abfälle in dieser Technologie kann zu einer
Blockierung der Luftversorgung führen [18].
Daher
ist der häufigste Weg der Rückführung kleiner Abfälle in den Kupolofen die
vorläufige Bildung von Briketts [19]. Beim Brikettieren
wird der Abfall zu einer homogenen Masse gemahlen, mit Zement und Wasser
gemischt, anschließend in einer hydraulischen Presse zu Briketts geformt, in
einem Trockenkammer getrocknet und zur Herstellung von Mineralwolleplatten
als einer der Komponenten der Ladung zugeführt [ 20].
Das
Problem dieser Methode besteht darin, dass mit Zement gebundene Briketts unter
Einwirkung von hohen Temperaturen bereits vor Beginn des Schmelzens in kleine
Stücke zerfallen, was das Schmelzen in dem Kupolofen aufgrund einer
Verhinderung der Luftzufuhr problematisch macht [21]. Darüber
hinaus verursacht das Schmelzen von zementhaltigen Briketts größere Emissionen
von Partikeln und Schwefeloxiden in die Atmosphäre als das Schmelzen von
Primärrohstoffen [2].
Hydraulische
Bindemittel auf der Basis von Ton und Flüssigglas sind auch für das
Brikettieren nicht optimal, da die Festigkeit solcher Briketts bei einer
Temperatur von etwa 500°C abnimmt [1]. Briketts, die ein
Bindemittel auf Ton-Basis enthalten, weisen eine schlechte
Feuchtigkeitsbeständigkeit auf, sodass sie während der Lagerung dazu neigen,
Wasser aufzunehmen und zu zerfallen [22].
Aus
wirtschaftlicher Sicht ist das Brikettieren ein kostspieliger Zwischenprozess,
der zusätzliches Material, Energie und Personal erfordert.
Im
Rahmen eines Forschungsprogramms wurde eine Methode für die Zufuhr von Mineralwolleabfällen entwickelt, indem an der Zentrifuge
gewonnene und bis auf 0–6 mm zerkleinerte Abfälle direkt in einen Kupolofen
zugefügt werden [2]. Mit dieser Methode
kann allerdings eine maximale Ersatzrate von Primärrohstoffen von 10% erreicht
werden. Auch
eine Recyclinganlage für Mineralwollabfälle ist bekannt, die sich
ausschließlich auf Abfälle beim Trimmen (Verschnitt) orientiert. Hier werden zerkleinerte Abfälle direkt in
der Fasersammelkammer zugesetzt [23]. Wie bei der vorherigen Methode ist der
Prozentsatz der Abfälle begrenzt, sodass diese Option nicht für eine große
Abfallmenge verwendet werden kann.
Zusammenfassend
lassen sich folgende Schlussfolgerungen zum Recycling von Mineralwolle
Abfällen in Mineralwolleindustrie ziehen:
Zum
Abschluss sei anzumerken, dass alle Methoden der Rückführung von Abfällen in
die Mineralwolleproduktion derzeit hauptsächlich auf
Industrieabfälle anwendbar sind, deren chemische Zusammensetzung bekannt ist.
So nehmen viele Mineralwollehersteller die
gebrauchten Mineralwolle-Dämmstoffe ausschließlich aus eigener Produktion zum
Recycling [24]. Die
chemische Zusammensetzung von Mineralwolleabfällen
aus dem Bau- und Abbruchsektor ist meistens unbekannt [1]. Aufgrund
der strengen Anforderungen an die chemische Zusammensetzung der Mineralwolle in
den EU-Ländern wird die Rückführung der gebrauchten Mineralwolleprodukten
in die Mineralwolleproduktion derzeit meistens als
inakzeptabel angesehen (siehe Absatz 1 und Abb. 2).
In den Ländern außerhalb der Europäischen Union, die keine strikte Trennung zwischen "alter" und "neuer" Mineralwolle haben, bieten einige Unternehmen die Entsorgung und Recycling von gebrauchten Mineralwolleprodukten von der Baustelle an [25].
3. Fazit: Hauptgründe für die irrationale Verwendung von Mineralwolleabfällen
Zusammenfassend
lässt sich behaupten, dass einer der
Hauptgründe für irrationale Verwendung von industrielen Mineralwolleabfällen
der Mangel an geeigneten Technologien und Anlagen ist, um das
gesamte Volumen an Produktionsabfällen zu minimalen Kosten zu recyceln.
Unser Unternehmen ging
mit dieser Aufgabe mit dem Vorschlag von innovativer technologischer Lösung um.
Durch von der IB Engineering GmbH entwickelten technologischen Recycling-Linie IBE13R ist es nun möglich, das gesamte Volumen von industriellen Mineralwollabfällen zu minimalen Kosten zu recyceln und währenddessen die hohen Anforderungen an Ressourceneffizienz und Umweltschutz zu erfüllen (Link: TECHNOLOGIE UND ANLAGENTECHNIK ZUR VERARBEITUNG VON PRODUKTIONSABFÄLLEN IN DER DÄMMSTOFFINDUSTRIE).
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