Beispiele der Effizienzsteigerung in den Teilprozessen bei der Herstellung von Produkten aus Mineralwolle

 

Basierend auf den Prinzipien der energetischen Einwirkungen auf die Substanz und auf den Prozess, können die Technologien von einigen wichtigen Produktionsvorgängen verändert werden (1). Dies bedeutet, dass zur Steigerung der Effizienz in technologischen Prozessen, die eine energetische Einwirkung benötigen, diese Prozesse in erster Linie auf die gezielte Fokussierung der Energie gerichtet sein sollen. Zusätzlich können auch die Eigenschaften von verwendeten Materialen mit maximaler Effizienz genutzt werden. In diesem Artikel werden einige Beispiele von alternativen Technologien mit Nutzung gezielter Energie- und Materialeigenschaften bei der Produktion der Mineralwolle-Produkten in Betracht gezogen, die einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienzsteigerung des gesamten Produktionszyklus leisten können.

 

Induktionsschmelzung von Rohstoffen

 

Um den Schmelzprozess in der Produktion der Steinwolle effizienter zu gestalten, kann das Prinzip der Induktionserwärmung verwendet werden. Die Induktionserwärmung bzw. Induktionsschmelzung besteht in der Umwandlung der Energie des elektromagnetischen Wechselfeldes in thermische Energie. Da sich bei der Schmelzung der Basaltladung um ein nicht-leitendes Material handelt, ist bei der induktiv beheizten Schmelzanlage ein Suszeptor notwendig. Ein Suszeptor besitzt, einerseits, die Eigenschaft, elektromagnetische Energie aufzunehmen und diese in Hitze umzuwandeln. Andererseits kann er die Hitze dank seiner Leitfähigkeit zu dem Mineralrohstoff übertragen. Die Suszeptoren in der IBE-Schmelzanlage werden aus Grafit gefertigt. Dieses Material ist äußerst resistent, sehr bearbeitungsfähig und besitzt eine Temperaturspanne von bis zu 3000°C. Die Methode zeichnet sich durch erhöhte Präzision, Schnelligkeit und gleichmäßige Oberflächentemperatur aus (kann durch das Design der Spule erzielt werden).

 

Jedoch besitzt die Methode bei allen daraus resultierenden Vorteilen der induktiven Erwärmung einen sog. „Skin-Effekt“, welcher aber durch die Konstruktion des Suszeptors oder durch die Änderung der Frequenz minimiert werden kann. Die Eindringung des Stroms in die Tiefe des Suszeptors hängt vom spezifischen Materialwiderstand und von der Frequenz des elektromagnetischen Feldes ab und kann mit folgender Gleichung beschrieben werden:

 

mit

r – dem spezifischen Widerstand des Suszeptors,

ω – Kreisfrequenz,

μ – absolute Permeabilität des Leiters. (2)

 

Durch den relativ hohen spezifischen elektrischen Materialwiderstand erfüllt Graphit die Voraussetzungen bezüglich der Eindringtiefe / Leitschichtdicke. Hinsichtlich Frequenz gilt es: je höher die Frequenz, desto effektiver die Energieübertragung von der Spule zum Suszeptor. Allerdings sinkt gleichzeitig die Eindringtiefe, und der „Skin Effekt“ wird somit verstärkt. Um die Eindringtiefe zu erhöhen und somit die Energie von der Oberfläche des Suszeptors in die Mitte zu bringen, wurde eine spezielle Konstruktion des Suszeptors entwickelt. Dabei wurde der äußere Rand des Suszeptors mit Schlitzen versehen. Durch die Schlitze wird die Energie noch tiefer ins Zentrum des Suszeptors übertragen, und in der Mitte liegendes Basaltgestein wird schneller geschmolzen.

 

Abbildung 1: Erhöhung der Eindringtiefe des Graphit-Suszeptors in der Schmelzanlage der IB Engineering

 

Gleichzeitig erlaubt diese Konstruktion die Wärmedämmeigenschaften im äußeren Schicht des Suszeptors zu stärken und ermöglicht dadurch die Ausführung des Tiegels auch aus gering feuerfesten Materialien.[1] In diesem Fall werden die Eigenschaften von Graphit maximal effizient verwendet: die Eigenschaften des Leiters (wie elektrische Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit) wurden bestmöglich genutzt, aber auch die Wärmedämmeigenschaften des Graphits wurden durch eine Spezialkonstruktion des Suszeptors verbessert.

 

Dielektrische Trocknung/Polymerisation des Bindemittels

Ein anderes Beispiel der gezielten Energieeinbringung und Steigerung der Effizienz des Prozesses ist die Trocknung der Mineralwolle mit Verwendung dielektrischer Trocknungsmethode. Im Vergleich zur Induktionserwärmung, die zum Erwärmen von elektrisch leitenden Materialien mit einem Wechselstrom der Mittelfrequenzen verwendet wird, wird eine dielektrische Erwärmung üblicherweise unter Verwendung höherer Frequenzen durchgeführt. Auch bei dieser Art der Erwärmung handelt es sich um eine kontaktlose Methode mit hoher Aufheizgeschwindigkeit, die eine gleichmäßige Erwärmung von Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit ermöglicht. 

Das feuchte Material (in unserem Fall - Mineralwolle nach dem Einsprühen mit dem Bindemittel) wird zwischen die Elektroden des Kondensators des Hochfrequenz-Schwingkreises gebracht, die an einen Hochfrequenzgenerator angeschlossen sind. Unter Einwirkung von Hochfrequenzströmen orientieren sich die zuerst zufällig angeordneten Wasserdipole entsprechend dem elektrischen Feld, senkrecht zu den Elektroden. Da die Wassermoleküle einen stark ausgeprägten Dipolcharakter besitzen, sind sie besonders zur Aufnahme der Energie vom hochfrequenten elektrischen Wechselfeld und ihrer Umwandlung in Wärme fähig. Der Strom in der Trockneranlage ändert seine Richtung mehrfach während einer Sekunde, wodurch die Wasserdipole auch ihre Orientierung ändern, d.h. sie drehen sich gleich viele Male um 180°.  Aufgrund der resultierenden Reibung wird das Material erwärmt, wobei der Grad der Erwärmung von dielektrischen Charakteristiken des Materials abhängt (3).  Die faserige Masse wird dabei von innen erhitzt. Die Wärme breitet sich aus, bis sie das gesamte Volumen der faserigen Masse bedeckt. Die schnelle Bildung einer großen Wärmemenge an den Stellen mit größerem Feuchtigkeitsgehalt ist ein charakteristisches Merkmal des Erhitzens in einem Hochfrequenzfeld.

Der Vorteil der dielektrischen Trocknung besteht darin, dass die Wärme im Inneren des Materials über sein Volumen erzeugt und nicht wie bei anderen Trocknungsmethoden von außen zugeführt wird. Aufgrund der großen Eindringtiefe in das Material wird im Hochfrequenz-Feld eine gleichmäßige Erwärmung gewährleistet.  

Abbildung 2: Trocknen mit heißer Luft und in einem HF-Wechselfeld

 

Die beiden beschriebenen Verfahren stellen nur einige der vielen Möglichkeiten der gezielten und effizienten Energienutzung in den Produktionsprozessen dar. Bei den Teilprozessen Schmelzung und Trocknung/Polymerisation wurde die gezielte Energienutzung, beispielweise, durch Verwendung der Energie eines elektromagnetischen Wechselfeldes entdeckt. Das externe elektromagnetische Wechselfeld kann einen starken und vielfältigen Einfluss sowohl auf Leiter als auch auf Dielektrikum ausüben. Diese beiden innovativen Teilprozessen zeichnen sich nicht nur durch hohe Energieeffizienz, sondern auch durch verkürzte Prozesszeit und Platzeinsparung aus.

 

Literatur:

 

[1]                    Tumanov, J.: Plasma, high-frequency, microwave and laser technologies in chemical-metallurgical processes, Litres, 2017; S.387.

[2]                    J. D. Jackson: Classical Electrodynamics. 2nd edition, Chap. 7.7

[3]                    Götze K.: Herstellung von Viskosefasern, S. 527; online: http://chem21.info/page/071166044028060042113009063046155222137178184000/

 

 



[1] In der Regel besitzen gering feuerfeste Materialien viel bessere Wärmedämmeigenschaften als die

Feuerfeststoffe.